BLAZE GT TESTED by THERMIK MAGAZINE
Text: Günther Böcksteiner
Nach dem erfolgreichen Reflexeinsteiger Charger legt Mac Para mit einem Vollreflexflügel nach. Der Blaze GT fasziniert durch die einmalige Kombination von Leistung und Sicherheit... Der tschechische Schirmhersteller Mac Para ist als Produzent von soliden Freiflugschirmen schon länger bekannt und immer mehr auch im Paramotor-Segment tätig. Die rasante Entwicklung der Reflexschirme, neuere Trends wie Slalom oder die mittlerweile an Freiflug-Hochleister erinnernden Leistungsdaten moderner Wettkampfschirme haben ihre Schattenseiten, wenn das Pilotenkönnen nicht den Anforderungen solcher (manchmal) heißen Kisten entspricht. Mac Para kontert jetzt mit dem Blaze GT, einem Fullreflex Sportklasseschirm, der agil, schnell, aber in seinem Extremflugverhalten jederzeit überschaubar bleiben soll.
Der Blaze GT ist der Nachfolger des Blaze und ist nun mit einem erweiterten Trimmbereich ausgestattet, um auch Trikefliegern ein größeres Geschwindigkeitsfenster bieten zu können. Er richtet sich an den regelmäßig fliegenden Piloten, der schon Erfahrungen mit Reflexschirmen gemacht hat, auf Streckenflügen gerne Kilometer fressen möchte und ein direktes Handling bevorzugt.
Im Rahmen unserer Tests, in der wir die Motor- schirmpalette Mac Para von unten nach oben aufgerollt haben, waren für uns die konzeptionellen Unterschiede des Blaze GT im Gegensatz zum Charger und dem neu erschienenen Paradox interessant. Vor allem deshalb, weil der Blaze GT laut Mac Para auch wettkampftauglich sein soll. Sind Leistung und Sicherheit für eine breite Pilotenklasse ein Widerspruch?
Konstruktion und Aufbau Ein Blick auf die technischen Angaben für den Schirm gibt schon Aufschluss über das Konzept des Designers: 58 Zellen und eine Streckung von 5,31 liegen im Bereich vieler Intermedi- ate-Motorschirme. Der Blaze GT ist in fünf Größen (19-29 m2) erhältlich und deckt einen Gewichtsbereich von 84-180 kg ab. Leichte Fußstarter, aber auch Trikepiloten finden sicher die passende Schirmgröße. Der Flügel ist als Full-Reflex-Kappe mit einem überarbeiteten Reflexprofil zu sehen und als Vierieiner ausgeführt. Die mittlerweile häufig anzutreffenden Miniribs an der Hinterkante sollen auch bei unserem Testgerät aerodynamische Leistungsverluste minimieren und das Handling des Schirms präzisieren. Die Kappe des Blaze GT ist aus Porcher Sport Skytex 38 Classic an Ober- und Untersegel gefertigt. Für die Zellzwischenwände und die Diagonalrippen kommt das Skytex 40 hard zur Verwendung. Jede tragende Profilrippe verfugt über vier bis fünf Leinenaufhängungspunkten die wie üblich durch Verstärkungen stabilisiert werden. So auch an der Profilnase, wo Kunststoffdrähte Deformationen dieses sensiblen Bereiches verhindern sollen. Die Eintrittskante ist klassisch - also ohne Shark Nose - ausgeführt und zieht sich fast bis an die Flügelspitzen, wo lediglich fünf Zellen geschlossen sind. In Verbindung mit den ausgeklügelt angeordneten Crossports stellt Mac Para so einen sehr ausgewogenen Innendruck im Schirm sicher, der sich sehr positiv auf das Füllverhalten beim Start auswirkt.
Die Galerieleinen des Blaze GT bestehen aus nicht ummanteltem Edelrid Aramid/Kevlar, die Stammleinen aus Aramid/Polyester desselben Herstellers - allerdings mit Ummantelung. Wahrend viele High-End-Schirme eine vollständige Wettkampfbeleinung aufweisen, wählt Designer Peter Recek eine konservativere Materialauswahl, die auch auf steinigen Startwiesen lange durchhält und eine gröbere Behandlung verträgt. Die Bremsleinen sind aus Vectran und die Festigkeiten der einzelnen Leinen - abhängig vom Einbauort - variieren zwischen 50 und 340 daN. Bei näherer Betrachtung der Tragegurte ergibt sich für den Reflexkenner ein bekanntes Bild. Neben den vier Leinenebenen mit geteilten A-Gurten findet sich ein Trimmer mit 14 cm Arbeitsweg. Ausgehend von der Neutralstellung (alle Gurte sind gleich lang) lässt sich der Trimmer um 4 cm schließen und 10 cm öffnen. Darüber hinaus sind noch ein Beschleuniger (34 cm Arbeitsweg) und separate WTST- Schlaufen für die Steuerung über die Stabilos vorhanden. Die über einen Wirbel befestigten Multibremsgriffe ermöglichen im Reiseflug eine Verlängerung der Bremsen und sorgen für ermüdungsfreies Cruisen. Durch ein Lösen des Klettverschlusses kann man die außen angenähte Zusatzschlaufe einfach ausklappen - fertig ist die Verlängerung. Mit wenig konstruktivem Aufwand erreicht Mac Para hier einen zusätzlichen Komfort für den Streckenpiloten, dabei zeigt sich einmal mehr der praxisorientierte Zugang des Erbauers. Startverhalten Die Ausführung der Tragegurte ist relativ übersichtlich gehalten. Nur das sehr lange und über zwei Umlenkungen geführte Gummiband, das die WTST-Schlaufe davon abhalten soll, vom laufenden Propeller gefressen zu werden, stört das Bild etwas und sollte vor dem ersten Start ein wenig in Augenschein genommen werden. Die Leinen sind schnell sortiert und mit leicht bogenförmig ausgelegter Kappe kann es losgehen. Mac Para empfiehlt für das Aufziehen die Führung des Schirms mit beiden A-Gurten, allerdings zeigt der Blaze GT ein sauberes Füllverhalten auch beim Aufziehen nur über die inneren A-Leinen. Bei Nullwind und geschlossenen Trimmern benötigt der Schirm einen kurzen Impuls durch den Piloten, ein In- die-Leinen-Rennen kann man sich aber getrost sparen, der Blaze steigt willig und zeigt bereits bei niedriger Geschwindigkeit eine stabile Kappe ohne Ausbruchstendenz. Auch bei neutraler Trimmerstellung und Windgeschwindigkeiten zwischen 5 und 10 Knoten erhärtet sich der gute Eindruck über das Startverhalten des Flügels. Der Schirm zeigt aufgrund des ausgeprägteren Reflexprofils eine erhöhte Stabilität um die Querachse wobei die Steuerdrücke an den Bremsen naturgemäß etwas höher ausfal- len. Böige Windverhältnisse mit Windspitzen jenseits der 10 Knoten sind für den geübten Piloten kein Grund, am Boden zu bleiben, zumindest wenn der Blaze GT an den Karabinern hängt, denn mit noch weiter geöffneten Trimmern lässt sich der Tscheche immer noch mit den klassischen Bremsen dirigieren und setzt Steuerbefehle recht präzise um. Die verminderte Auftriebsleistung des Reflexers in dieser Trimmerstellung lässt auch hier noch einen relativ sicheren Start zu. Während manche Motorschirme gerade in der Startphase gewisse Schwächen hinsichtlich des Innendrucks an den Flügelenden aufweisen, ist der Blaze GT ein echter Musterschüler. Die Kappe zeigt ab dem ersten Impuls des Piloten, den Willen, zu steigen, um dann über dem Piloten sprichwörtlich zur Ruhe zu kommen. Da uns das Startverhalten des Blaze von Anfang an begeistert hat, haben wir das Thema noch ein wenig ausgereizt: Bei einer laminaren Brise um die 7-8 Knoten und vollständig geöffneten Trimmern benötigt der Schirm nicht einmal eine Führung über die A-Gurte — zwei Schritte in Windrichtung genügten, um den Blaze gerade und flüssig in die Höhe zu bringen — was wünscht man sich mehr! Sogar als Rosette ausgelegt (bei einem Trikestart unter böigen Bedingungen, um ungewolltes Steigen zu verhindern) steigt der Blaze zügig und entfaltet bereits in zwei Metern Höhe seine volle Pracht. Zusammengefasst: Der Blaze GT entpuppt sich bei allen fliegbaren Bedingungen als Startwunder. Im Flug Im Steigflug zeigt der Blaze GT unter Vollgas recht ansehnliche Steigwerte, die aber im Vergleich zu anderen Schirmen auf dem Markt nicht hervorstechen. Der getestete 23er benötigte bei winterlichen Temperaturen (-3 °C) ähnliche Propeller-Drehzahlen für einen Nullschieber wie der Ende März eingetroffene Paradox 18, der High-End-Leistungsschirm von Mac Para. Sicherlich sind zwei verschiedene Schirmkonzepte nicht wirklich vergleichbar, denn der Paradox mit Streckung 6 ist (wie Dudeks Hadron XX oder Ozones Viper 3) auf Auftriebsleistung getrimmt und benötigt ein hohes Pilotenkönnen bei ruppigen Bedingungen. In diesem Bereich verlangt der Blaze weniger Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Deutlich erkennt man bei Betrachtung der Spezifikationen der beiden Schirme jedoch, dass der empfohlene Gewichtsbereich des Paradox 18 bis 130 kg reicht, während beim Blaze GT die 21er Größe in derselben Gewichtsliga spielt. Unabhängig davon ist der Schirm auch in der Luft ein sehr verlässlicher Partner, der mit hoher Spurtreue und exakter Umsetzung von Steuerimpulsen des Piloten punkten kann. Die in bewegter Luft angenehme Nick- und Rolldämpfung vermittelt schnell Vertrauen und man kann sich auf das Wesentliche, den Fluggenuss konzentrieren. Auf Wunsch kann der Blaze GT aber auch recht sportlich geflogen werden, vor allem unter Miteinbeziehung der WTST- Schlaufen zur Einleitung engerer Kurven. Wir haben für einige Flüge die Bremsen zu einer 2D-Steuerung modifiziert (bitte zu Hause nicht nachmachen), um das Potenzial des Flügels im Slalombetrieb zu testen — der Schirm lässt sich so präziser und enger um die Kurve bringen und zeigt somit auch gute Racing-Qualitäten. Steuerung über Gewichtsverlagerung setzt der Blaze GT willig um, bei starken Antriebseinheiten wie dem Polini 250 oder dem Moster Plus zeigt sich aber eine leichte Reaktion des Schirms auf das jeweilige Motordrehmoment. Teil des Konzeptes der neuen Blaze Version ist der größere Trimmerweg und gerade der XC- Pilot wünscht sich auf Streckenflügen hohe Geschwindigkeiten, ohne ständig im Beschleuniger stehen zu müssen. Mit geschlossenen Trimmern sind etwa 37 km/h zu erwarten, die Neutralstellung ermöglicht so um die 42 km/h. Mit offenen Trimmern fliegt der Blaze GT 53 km/h. Unter Einsatz des Beschleunigers sind noch etwa 10 km/h herauszuholen - unser gemessener Topspeed beträgt 63 km/h. Diese Werte haben wir in der Mitte des empfohlenen Gewichtsbereichs erflogen, durch Erhöhung der Flächenbelastung kann man dem Schirm sicherlich noch ein wenig mehr Speed entlocken. Laut Hersteller ist die beste Trimmerstellung für den Einsatz des Beschleunigers die durch eine weiße Naht gekennzeichnete Neutralstellung. Im voll beschleunigten Zustand darf der Schirm reflextypisch nur mehr über die WTST-Schlau- fen gesteuert werden, um Störungen in der Luft möglichst zu vermeiden. Komplikationen sind bei sachgemäßem Flugbetrieb mit dem Blaze allerdings so gut wie ausgeschlossen.
Abstiegshilfen Der Steilspirale als wichtigste Abstiegshilfe im Motorschirmbereich gilt im Testbetrieb immer besonderes Augenmerk. So auch beim Blaze GT: Sie lässt sich sehr einfach einleiten und ist in jeder Phase des Manövers präzise dosierbar. (Die Trimmerstellung sollte im Bereich geschlossen bis neutral liegen.) Bereits nach weniger als einem Vollkreis geht der Schirm in eine Spirale mit mäßigen Sinkwerten über, die er bei unseren Testflügen einfach durch Nachlassen der Innenbremse selbsttätig beendete. Der maximale Sinkwert lag bei 2.5 m/s. Aufgrund der Agilität des Schirms würde man ein anspruchsvolleres Verhalten erwarten - der Blaze überrascht mit einem „fast” einsteigertauglichem Handling. Auch das Ohrenanlegen gestaltet sich recht angenehm. Die geteilten A-Gurte ermöglichen ein einfaches Herabziehen der äußeren A-Leinen und die Flügelenden klappen mäßig ein. Durch den hohen Innendruck in der Kappe haben die Ohren aber eine starke WiederÖffnungstendenz und müssen aktiv gehalten werden. Der Schirm öffnet nach Freigabe der Leinen selbsttätig und schnell und geht sofort wieder in den Normalflugzustand über. Sinkwerte von 3.5 m/s unbeschleunigt und etwa 5 m/s unter Zuhilfenahme des Beschleunigers sind mit diesem Manöver zu erwarten.
Landung Das präzise Handling des Flügels lässt auch im Landeanflug keinen Stress aufkommen. Die Geschwindigkeit bei neutraler Trimmerstellung erfordert keine Sprintqualitäten des Piloten und sorgt für ein rundes Flareverhalten. Wer die Geschwindigkeit vor dem Aufsetzen noch verringern möchte, kann den Blaze natürlich auch mit ganz geschlossenen Trimmern landen - hier setzt der Schirm zu frühes oder zu starkes Anbremsen des Piloten aber naturgemäß in Steigen um, was mit ein wenig Gefühl leicht in den Griff zu bekommen ist. Fazit Mac Para liefert mit dem Blaze GT einen grundsoliden Reflexschirm mit Fun-Faktor und großem Sicherheitspotenzial. Agilität an der Bremse und eine gute Dämpfung um alle Achsen scheinen kein Widerspruch zu sein und lassen den im fliegerischen Können voranschreitenden Piloten Raum zur Entfaltung. Er präsentiert sich deutlich sportlicher als der Charger und bleibt trotzdem auch für den routinierten Gelegenheitspiloten beherrschbar. Nichtsdestotrotz kann auch der Blaze GT den Einstieg in die Wettkampfszene begleiten. Die passende Zielgruppe für den Schirm ist jedoch der motivierte Routinier mit Kilometerambitionen und sportlichem Flugstil, der zu Fuß oder auf drei Rädern seiner Leidenschaft nachgeht. PILOTENKOMMENTAR Zu unseren Testflugbedingungen: Wir haben den Blaze GT 23 bei winterlichen Bedingungen um die Nullgradgrenze, aber auch bei höheren Temperaturen im zeitigen Frühjahr ausführlichen Tests unterzogen. Unsere verschiedenen Testgelände liegen zwischen 250 und 700 m MSL. Unter Verwendung verschiedener Antriebe (H&E 125, Moster Plus und Polini 200/250) und Startarten (Fußstart und Trike) ergibt sich ein nachvollziehbarer Gesamteindruck über die Qualitäten des Schirms.
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